„Agro-Gentechnik – Natürlich geht’s ohne“Info-Veranstaltung am 19.07.2023 im Grünen Zentrum in Immenstadt
Um über die neuen Methoden der Gentechnik zu informieren luden mehrere organisationen den BN-Agrarreferent Harald Ulmer ein. Ziel war es, ein kritisches Bewusstsein sowohl bei der Zivilgesellschaft als auch bei den Landwirten und Lebensmittelerzeugern gegenüber dem neuen Gesetzesentwurf zu den neuen Gentechnikverfahren der EU-Kommission zu schaffen und die hiesige Kommunalpolitik auf die Brisanz des Themas hinzuweisen.
die PM finden Sie hier
Die Präsentation zum Vortrag hier:
Arbeitskreis „Genial“ Allgäu ohne Gentechnik ausgezeichnet
Die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharpf zeichnete stellvertretend für den Arbeitskreis Elisabeth Koch für das Engagement aus. Dies wurde mit einem netten Abendessen und einem Glas Sekt mit allen gefeiert.
Rückblick Arbeitskreis Genial
Im Jahr 2006, als auch in Deutschland der erste gentechnisch veränderte Mais zugelassen wurde formierte sich allmählich der Widerstand gegen diese Technik, die nicht mehr rückholbar ist und unsere Natur verändert wie wir es nicht wollen. Mit verschiedenen Veranstaltungen, Podiumsdiskussion, Filmvorführungen (Leben außer Kontrolle), Vorträgen, Info-Ständen machte der Bio-Ring Allgäu auf das Probleme aufmerksam. Als Ende November 2006 Josef Feilmeier in Aichstetten seinen aufrüttelten Vortrag hielt, ging die Bewegung richtig los. Auf Antrag von Antrag der Fraktion Bündnis 90/die Grünen fasste 2007 der Kreistag Oberallgäu folgenden Beschluss:
Der Kreistag erklärt, das Vorhaben, gentechnikfreie Landwirtschaft, gentechnikfreie Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte und den gentechnikfreien Anbau im Oberallgäu einzuführen, maßgeblich zu unterstützen. Ähnliche Beschlüsse wurden in der Stadt Kempten und im Landkreis Ostallgäu gefasst.
Das Landratsamt stellte mit Gerhard Gehring auch den richtigen Mann für dieses Vorhaben ab. Zusammen mit Bio-Ring Geschäftsführerin Christine Räder, der damaligen Kreisbäuerin Elisabeth Koch, der damaligen Ortsbäuerin von Krugzell und jetztigen Kreisbäuerin Monika Mayer, Elisabeth Waizenegger aus Legau von der ABL, Hildegard Breher vom BDM, Michael Finger vom Bund Naturschutz und anderen interessierten Fachleuten und VerbraucherInnen wie Brigitte Elbe, Renate Pusch-Baier, Eva Heusinger und vielen weiteren Personen gründete man den Arbeitskreis Genial „Allgäu ohne Gentechnik“.
Ende 2007 fand das erste Seminar statt, für Molkereien, Metzgereien und andere Lebensmittelverarbeitender Betrieb statt, um die Kennzeichnung „Ohne Gentechnik“ bekannt zu machen.
2008 wurde der eigene Messestand, Info Flyer erstellt und man hatte einen Stand auf der Allgäuer Festwoche. Sehr auffallende eine Banane aus der eine Bratwurst herauskommt. bis heute wird der Stand verwendet auf der Messe MIR im Ostallgäu und immer wieder auf der Festwoche, bewährt hat sich dabei, ein Rätsel zu machen und dazu eine Verlosung.
Wichtig war auch die Zusammenarbeit mit der Bodensee Akademie, vor allem mit Ernst Schwaldt, der gerne daraus ein Interreg Projekt gemacht hätte. Anfang 2009 war es dann soweit 75% der Oberallgäuer Bäuerinnen und Bauern hatten die Selbstverpflichtungserklärung unterschreiben, Sie wollten weder gentechnisch veränderte Pflanzen anbauen noch verfüttern. Damit war das Oberallgäu einer der ersten Landkreise, der dies schaffte, dank der BBV Geschäftsstelle und Elisabeth Koch, die die Erklärungen zusammenstellten und überprüften. Unterstützung hat der AK finanziell und personell von der Regio Allgäu erhalten, mit Christian Schiebel, der ihn bis 2014 federführend zusammen mit Christine Räder leitete und mit ihr die Veranstaltungen organisierte. Der Besuch der Bodensee Konferenzen, der Austausch über alle bäuerlichen Organisationen hinweg und die gute Zusammenarbeit zeichnet den AK aus.
Hofschilder für gentechnikfreie landwirtschaftliche Betriebe erhältlich
Das Schild weist darauf hin, dass auf den Anbau und die Verfütterung von gentechnisch veränderten Pflanzen verzichtet wird. Ein Großteil der Landwirte im Allgäu hat sich schon lange klar für eine gentechnikfreie Landwirtschaft ausgesprochen. Mit den neuen Schildern kann diese Haltung nun auch sichtbar gemacht werden. Die von der Initiative GENial – Allgäu ohne Grüne Gentechnik angebotenen, 40 x 60 cm großen Schilder können beim Landratsamt Oberallgäu unter der Tel. 08321/612-405 (Herr Schiebel) bestellt werden oder beim Bio-Rings Allgäu. Kosten: 20€.
GENial! – Allgäu ohne Gentechnik!
Seit 2006 haben wir uns mit dem Thema Gentechnik beschäftigt. Als das „ohne Gentechnik“ Zeichenvon immer mehr Verarbeitern angewendet wurde und sich ganze Region als „Gentechnikfrei“ bezeichnet haben, dachten wir das läuft jetzt sehr gut und wir können uns wieder anderen Schwerpunkten widmen.
Leider holt uns das Thema wieder ein. Am 5. Juli 2023 hat die EU-Kommission ihre Vorschläge für eine Neufassung der Gesetzgebung zur Gentechnik in der Landwirtschaft vorgelegt. Die neue Gesetzgebung ist ein Freifahrschein für die Agrogentechniklobby und smarte Investoren. Vorsorgeprinzip, Risikoprüfung, Zulassungsverfahren, Koexistenz und Wahlfreiheit waren gestern – die EU-Kommission verordnet: Genfood für alle!
Sogenannte Neue Gentechniken (NGT) sollen für den Einsatz in der Landwirtschaft freigegeben werden – ohne Prüfung, ohne Zulassung, ohne Kennzeichnung. Dabei konnte die Gentechnik-Lobby bisher keines ihrer Versprechen einlösen. Darüber hinaus ist NGT stets mit Patentierungen verknüpft, die der Vielfalt der Saatgutentwicklern schadet und einige wenige große Hersteller begünstigt.
hier geht es zu unserer Stellungnahme:
Weitere Aktivitäten im Allgäu unter:
www.gentechnikfreie-bodenseeregion.org
www.gentechnikfreie-region-weilheim-schongau.de
Mehr Hintergrundinformationen finden sie unter:
www.transgen.de
www.umweltinstitut.org
www.keine-gentechnik.de
Was ist Gentechnik ? Gemeint ist hier die sog. „Alte Gentechnik“
Man unterscheidet drei Arten von Gentechnik:
Rote Gentechnik
Die Anwendung erfolgt in der Medizin zur Entwicklung von diagnostischen und therapeutischen Verfahren und Arzneimitteln (Anwendung in geschlossenen Systemen).
Weiße Gentechnik
Die Nutzung gentechnisch veränderter Mikroorganismen zur Herstellung von Enzymen, Vitaminen, Hefen oder Feinchemikalien für industrielle Zwecke, in der Mikrobiologie und der Umweltschutztechnik (Anwendung in geschlossenen Systemen).
Grüne Gentechnik oder Agro-Gentechnik
Nutzpflanzen werden gentechnisch verändert. Dabei werden zum Teil artfremde Gene in das Erbgut der Pflanzen eingebaut. Gentechnisch veränderte Pflanzen verbreiten sich durch Pollenflug unkontrolliert über weite Strecken in der Natur. Auskreuzungen sind nie mehr rückholbar. Geforscht wird auch an transgenen Tieren, z.B. Schweinen, Kühen oder Fischen.
Mehr Hintergrundinformationen finden sie unter:
www.transgen.de
www.umweltinstitut.org
www.keine-gentechnik.de
Wie funktioniert’s ?
Das Erbmaterial aller Lebewesen ist nach dem gleichen Code aufgebaut. Bei der Gentechnik wird Erbmaterial isoliert und neu kombiniert. Bakterien-Gene werden z.B. in Sojabohnen eingebaut. Es entstehen Pflanzen, die in der Natur nie vorkommen würden. Dabei funktioniert Erbgut auf viel kompliziertere Weise als ursprünglich erwartet. Einzelne Gene beeinflussen nicht eine, sondern oft mehrere Eigenschaften einer Pflanze.
Was ist auf dem Markt?
Weltweit sind an gentechnisch veränderten Pflanzen zur Zeit Raps, Mais; Soja und Baumwolle zugelassen. Geforscht wird u.a. an Weizen, verschiedenen Gräsern, Obst- und Gemüsesorten sowie Tieren. In Europa darf bisher nur der gentechnisch veränderte Mais MON 810 angebaut werden.
Mehr Hintergrundinformationen finden sie unter:
www.greenpeace.de
www.einkaufsnetz.org
www.gen-ethisches-netzwerk.de
Welche Vorteile werden häufig genannt?
* mehr Arbeitsplätze,
aber Gentechnik ist eine Rationalisierungstechnik. Deshalb sind keine Impulse für den Arbeitsmarkt zu erwarten.
* weniger Pflanzenschutzmittel, aber
dies ist, wie das Beispiel USA zeigt, nur von kurzer Dauer. Inzwischen ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Vergleich zu der Zeit vor Einführung der Gentechnik um fast 12% gestiegen.
* höhere Hektar-Erträge, aber
Ertragssteigerungen sind nur zu 30 bis 40% genetisch bedingt. Umweltfaktoren wie z.B. das Wetter und die Bodenqualität sind entscheidender. Dies bestätigen auch die Erfahrungen der Landwirte in USA. Zudem sind durch Resistenzbildung Superunkräuter entstanden.
* bekämpft Hungersnöte, aber
Gentechnikpflanzen sind keine Grundnahrungsmittel der Armen, über 90% landen in den Futtertrögen der Industrieländer. Gentechnik zielt auf eine industrielle Landwirtschaft ab. Solches Saatgut ist für die Kleinbauern in Entwicklungsländern zu teuer.
Mehr Hintergrundinformationen finden sie unter:
www.brotfuerdiewelt.de
Welche Risiken sind möglich?
Ökologische Risiken
Durch den unkontrollierten Pollenflug können die gentechnisch veränderten Pflanzen auf verwandte Kultur- und Wildpflanzen auskreuzen. So bedrohen sie die Artenvielfalt, die Reinheit traditioneller Sorten und gefährden die Bienen. Die langfristigen Auswirkungen sind hier noch nicht erforscht.
Gesundheitliche Risiken
Gentechnisch veränderte Organismen sind angeblich gesundheitlich unbedenklich. Weltweit gibt es aber bisher keine Langzeitstudien über die Auswirkungen genmanipulierter Pflanzen auf Mensch und Tier. Gentechnische Veränderungen am Erbgut sind deshalb riskant, weil neue Proteine entstehen, die allergen wirken können.
Ökonomische Risiken
Landwirte und Lebensmittelhersteller, die auf gentechnikfreie Produkte setzen, würden Märkte verlieren, da über 70% der Bevölkerung Lebensmittel aus gentechnisch veränderten Organismen ablehnen. Gentechnisch veränderte Organismen werden weltweit patentiert, so dass die Hersteller jedes Jahr neu Lizenzgebühren verlangen können. Dies bietet neue Möglichkeiten der Marktbeherrschung und führt die Landwirte in die Abhängigkeit.
Mehr Hintergrundinformationen finden sie unter:
www.keine-gentechnik.de
www.umweltinstitut.org
www.bundnaturschutz.de
Die Sache mit der Kennzeichnung
Kennzeichnungspflicht besteht bei Lebensmitteln,
* die GVO enthalten (z.B. Sojamehl aus gentechnisch verändertem Soja)
* die aus GVO bestehen (z.B. gentechnisch veränderter Süßmais)
* die aus GVO hergestellt werden (z.B. Speiseöl aus gentechnisch verändertem Raps)
* die Zutaten enthalten, die aus GVO hergestellt werden (z.B. Schokolade mit Lecithin aus gentechnisch veränderten Sojabohnen)
Milch, Fleisch, Eier von Tieren, die nicht mit gentechnisch veränderten Futterpflanzen gefüttert wurden, können mit dem Begriff „ohne Gentechnik“ ausgelobt werden.
Lebensmittel, die mit Hilfe von GVO oder GVO-Produkten hergestellt wurden, in denen diese GVO jedoch nicht mehr enthalten sind, müssen nicht gekennzeichnet werden (z.B. Vitamine, die mittels gentechnisch veränderter Mikroorganismen hergestellt wurden).
Mehr Hintergrundinformationen finden sie unter:
www.verbraucherzentrale-bayern.de
Warum eine gentechnikfreie Anbau- und Fütterungsregion?
* Koexistenz von gentechnikfreien und gentechnisch veränderten Organismen ist letztlich nicht möglich, weder auf dem Feld (Pollenflug) noch in der Verarbeitung (Verschleppung, Durchmischung).
* Die Wahlfreiheit der Bauern beim Anbau und die Freiheit der Verbraucher bei der Auswahl der Nahrungsmittel würde immer mehr eingeschränkt, da das Angebot an gentechnikfreien Lebensmitteln immer kleiner würde.
* Die Gründung einer gentechnikfreien Region kann dieser Entwicklung entgegenwirken und so dem Willen der Verbraucher, die zu über 70% Gentechnik in der Nahrung ablehnen, Rechnung tragen.
* Bis jetzt erfolgt die Gründung einer solchen Region auf freiwilliger Basis. Im Allgäu ist es sehr wichtig, die Fütterung mit einzubeziehen, um so die gentechnikfreien Regionen, aus denen die Futtermittel stammen, zu unterstützen, bzw. den Markt für solche Futtermittel zu stärken.
Eine Liste mit Futtermittelhändlern, die nach eigenen Angaben gentechnikfreie Rohstoffe verarbeiten, können Sie hier als PDF herunterladen [47,3 kB].
Mehr Hintergrundinformationen finden sie unter:
www.gentechnikfreie-regionen.de
www.zivilcourage.ro
Was kann ich als Verbraucher tun?
Machen Sie „Politik mit dem Einkaufskorb“!
* Kaufen Sie dort ein, wo die Herkunft bzw. die Herstellung der Lebensmittel nachvollziehbar ist oder Ihnen darüber ausreichend Auskunft gegeben werden kann! Wenn Sie grundsätzlich auf regionale Herkunft achten, können Sie diese Informationen meist sehr einfach bekommen. Der Bio-Einkaufsführer für das Allgäu vom Bio-Ring Allgäu e.V., Kempten wäre als ein Beispiel zu nennen.
* Lesen Sie das „Kleingedruckte“ auf der Verpackung. Wenn Sie die Worte „…gentechnisch verändert…“ finden, sehen Sie genauer hin!
Mehr Hintergrundinformationen finden sie unter:
www.einkaufsnetz.org
Äußern Sie Ihren politischen Willen!
* Unterschreiben Sie die Selbstverpflichtungserklärung und dokumentieren Sie so Ihren politischen Willen!
* Unterstützen Sie die Initiativen vor Ort wie z.B. das Bündnis gentechnikfreie Anbauregion Bodensee-Allgäu-Oberschwaben (www.genfrei-sued.de) oder den Bio-Ring Allgäu e.V. (www.bioring-allgaeu.de).
* Werden Sie selbst aktiv!
Informieren Sie sich!